Am 9. November 2024 erinnert Lübben mit einer Reihe von Veranstaltungen an das jüdische Leben in der Stadt und gedenkt der tragischen Ereignisse der Reichspogromnacht von 1938. Der Tag bietet Besuchern und Einwohnern die Möglichkeit, sich intensiver mit der jüdischen Geschichte der Region auseinanderzusetzen und ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.
Buchvorstellung „Das jüdische Lübben“ im Schloss Lübben
Der Förderverein des Stadt- und Regionalmuseums Lübben e.V. stellt um 15 Uhr im Wappensaal des Schlosses Lübben die aktualisierte Neuauflage der Publikation Das jüdische Lübben vor. Diese umfassend überarbeitete Ausgabe, die erstmals 2009 veröffentlicht wurde, beleuchtet das Leben der jüdischen Bevölkerung in Lübben und dessen Geschichte. Neben den ursprünglichen Inhalten bietet die neue Auflage nun ergänzende Einblicke in die Lübbener Synagogengemeinde und die Bedeutung von Museumsobjekten, die an das jüdische Leben in der Stadt erinnern. Der Eintritt zur Buchvorstellung ist frei.
Berührende Einblicke: Sonderausstellung „Wer ein Leben rettet … Lebensgeschichten von Kindern des ‚Verlorenen Transports‘“
Parallel zur Buchvorstellung ist im Museum Schloss Lübben die Wanderausstellung Wer ein Leben rettet … Lebensgeschichten von Kindern des ‚Verlorenen Transports‘ zu sehen. Diese Ausstellung erzählt die Geschichten von acht jüdischen Kindern, die im April 1945 aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen deportiert wurden und im Bergarbeiterdorf Tröbitz in der Lausitz von sowjetischen Soldaten befreit wurden. Die bewegenden Biografien dieser sogenannten Child Survivors geben Einblicke in die dramatischen Erlebnisse während des Holocausts und die mühsame Rückkehr ins Leben nach der Befreiung.
Stolpersteine putzen: Eine symbolische Geste des Gedenkens
Um 17 Uhr treffen sich die Teilnehmer im Schloss Lübben, um gemeinsam die Stolpersteine in der Stadt zu reinigen. Diese Gedenksteine erinnern an die Jüdinnen und Juden aus Lübben, die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Die Stolpersteine tragen die Namen der Opfer – darunter Sophie Charlotte Astrich, Albert Bock, Julius und Minna Burchadi, Werner Dielmann und weitere jüdische Bürger, die durch den NS-Terror ihr Leben verloren. Die Reinigung der Stolpersteine ist eine symbolische Aktion, die den Opfern einen Moment des Gedenkens schenkt und an die dunklen Kapitel der Geschichte erinnert.
Andacht und Gedenken am Ort der niedergebrannten Synagoge
Um 18 Uhr beginnt eine Andacht in der Paul-Gerhardt-Kirche, die im Anschluss in eine Gedenkveranstaltung an der Stelle der ehemaligen Lübbener Synagoge übergeht. Während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurde die Synagoge in Lübben von SA- und SS-Truppen zerstört – ein Ereignis, das den Beginn der systematischen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland markierte. Über tausend Menschen starben in dieser Nacht, und etwa 30.000 jüdische Männer wurden in Konzentrationslager verschleppt. Das Gedenken am Ort der zerstörten Synagoge ist ein wichtiger Bestandteil der Veranstaltungen, um die Erinnerung an diese schreckliche Nacht wachzuhalten.
Historischer Hintergrund: Die Reichspogromnacht
Die Reichspogromnacht am 9. November 1938 markierte den Beginn der umfassenden Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland und Österreich. In dieser Nacht wurden über tausend Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört. Die Polizei griff nicht ein, und nur wenige wagten es, den Opfern zu helfen. Die tragischen Ereignisse von 1938 wurden zum Auftakt des Holocausts, in dessen Folge Millionen jüdischer Menschen ermordet wurden.
Veranstaltungen am 9. November 2024 im Überblick
Ganztägig: Sonderausstellung „Wer ein Leben rettet … Lebensgeschichten von Kindern des ‚Verlorenen Transports‘“, Museum Schloss Lübben
15:00 Uhr: Buchvorstellung „Das jüdische Lübben“, Wappensaal, Museum Schloss Lübben
17:00 Uhr: Treffpunkt zum Stolpersteineputzen, Wappensaal, Schloss Lübben
18:00 Uhr: Andacht in der Paul-Gerhardt-Kirche
Anschließend: Gedenken an der ehemaligen Synagoge
Diese Gedenkveranstaltungen sind eine Einladung an alle Bürgerinnen und Bürger, sich an die jüdische Geschichte ihrer Stadt zu erinnern und gemeinsam ein Zeichen der Solidarität und des Respekts zu setzen.
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