Mit „KAI“ (Königs Wusterhausen Artificial Intelligence) bringt die Brandenburger Justiz die Digitalisierung in ihren Arbeitsalltag – und setzt dabei auf modernste Technologie. Das Projekt, das sich derzeit in der Entwicklung befindet, soll insbesondere am Amtsgericht Königs Wusterhausen für Entlastung sorgen, wo zahlreiche Fluggastrechteverfahren bearbeitet werden.
Doch „KAI“ ist mehr als nur ein digitaler Assistent: Es ist ein Beispiel dafür, wie künstliche Intelligenz die Justiz effizienter und zukunftssicher machen kann.
Warum Königs Wusterhausen?
Das Amtsgericht Königs Wusterhausen ist ein zentraler Akteur im Pilotprojekt „KAI“. Hier laufen viele Verfahren auf, die ähnliche Sachverhalte betreffen – etwa Fluggastrechteklagen, die durch standardisierte Schriftsätze gekennzeichnet sind. Dirk Marx, einer der Mitwirkenden des Projekts, erklärt: „Die Herausforderung liegt in der Vielzahl der Fälle und ihrer Wiederholbarkeit. Mit ‚KAI‘ können wir diese Massenverfahren effizienter bearbeiten und gleichzeitig die Qualität unserer Entscheidungen sichern.“
Die Wahl des Standorts ist strategisch: Königs Wusterhausen bietet die ideale Mischung aus hoher Verfahrensdichte und engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die aktiv an der Entwicklung der KI-Lösung mitwirken.
Wie funktioniert „KAI“?
„KAI“ analysiert eingehende Schriftsätze, extrahiert juristische Argumente und erstellt strukturierte Entscheidungshilfen für Richterinnen und Richter. Diese können die Vorschläge der KI prüfen und in ihre Urteile einfließen lassen. „Die KI übernimmt dabei keine Entscheidungen“, betont Justizministerin Susanne Hoffmann. „Sie dient als Werkzeug, um die Arbeit zu erleichtern und zu beschleunigen.“
Ein Meilenstein des Projekts ist die datenschutzkonforme Anonymisierung tausender Gerichtsurteile. Diese dienen der KI als Trainingsmaterial, um Muster zu erkennen und präzise Handlungsvorschläge zu entwickeln. Eine erste Arbeitsversion von „KAI“ wird bereits für das erste Quartal 2025 erwartet.
Effizienzsteigerung in der Praxis
Gerade in Fällen wie Fluggastrechten, die durch sich wiederholende Abläufe geprägt sind, zeigt die KI ihr Potenzial. Sie erkennt Argumentationsmuster und liefert präzise Gegenüberstellungen. Die Integration in die bestehende IT-Struktur erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Zentralen IT-Dienstleister der Justiz (ZenIT) und externen Partnern.
„Die ersten Tests sind vielversprechend“, berichtet Dirk Marx. „‚KAI‘ könnte uns nicht nur bei Fluggastrechten entlasten, sondern langfristig auch in anderen Bereichen der Justiz eine wertvolle Unterstützung sein.“
Ein Schritt in die Zukunft
Die Entwicklung von „KAI“ ist Teil eines größeren Digitalisierungsplans, der die Brandenburger Justiz für kommende Herausforderungen wappnen soll. Mit einem Budget von bislang 140.000 Euro ist das Projekt vergleichsweise kosteneffizient – und könnte langfristig enorme Einsparungen und Effizienzsteigerungen ermöglichen.
Justizministerin Hoffmann fasst es treffend zusammen: „Mit ‚KAI‘ zeigen wir, dass Digitalisierung und Rechtsstaatlichkeit Hand in Hand gehen können. Dieses Projekt steht für eine moderne, leistungsstarke Justiz, die sich den Herausforderungen der Zukunft stellt.“
Ein Modell für andere Bundesländer?
Auch außerhalb Brandenburgs stößt „KAI“ auf Interesse. In einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe für Informationstechnik in der Justiz tauschen sich die Länder über mögliche KI-Anwendungen aus. Königs Wusterhausen könnte damit nicht nur Vorreiter in Brandenburg sein, sondern auch Impulse für die Justiz bundesweit liefern.
„KAI“ steht sinnbildlich für einen modernen Ansatz: Technologie als Unterstützung, nicht als Ersatz menschlicher Expertise. Die Brandenburger Justiz beweist mit diesem Projekt, dass sie bereit ist, neue Wege zu gehen – und Königs Wusterhausen ist das Herzstück dieser digitalen Revolution.
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