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Herausforderung Wolf: Dahme-Spreewald fordert besseres Management

Regionales
  • Erstellt: 04.02.2025 / 18:30 Uhr von PS
Die Rückkehr des Wolfs nach Brandenburg ist eine Erfolgsgeschichte des Artenschutzes, sorgt jedoch auch für erhebliche Konflikte. Besonders im Landkreis Dahme-Spreewald und der Uckermark sehen sich Weidetierhalter vor große Herausforderungen gestellt.

Wolfsrisse häufen sich, Entschädigungen lassen auf sich warten, und Schutzmaßnahmen sind oft unzureichend. Um diesen Problemen zu begegnen, fordert eine Gruppe brandenburgischer Landkreise von der Landesregierung ein verbessertes Wolfsmanagement. Dabei geht es nicht um eine generelle Ablehnung des Wolfes, sondern um praktikable Lösungen für ein Zusammenleben von Mensch, Nutztier und Wildtier.

Forderungen an die Landesregierung

Ein zentraler Punkt des Forderungskatalogs, den die Landrätin der Uckermark, Karina Dörk (CDU), an Brandenburgs Umweltministerin Hanka Mittelstädt (SPD) übergeben hat, ist die Beschleunigung von Entschädigungszahlungen an betroffene Tierhalter. Der bürokratische Aufwand und lange Wartezeiten verschärfen die wirtschaftliche Belastung der Landwirte. Zudem wird eine schnellere Entnahme von auffälligen Wölfen gefordert. Jäger sollen bei akuten Angriffen umgehend handeln dürfen, um weitere Verluste zu vermeiden. Auch geschlossene landwirtschaftliche Höfe müssen als schützenswerte Bereiche anerkannt werden, da es immer wieder Fälle gibt, in denen Wölfe in Ställe eindringen und Tiere reißen.

Ministerin Mittelstädt kündigte an, den Forderungskatalog rechtlich und fachlich prüfen zu lassen. Ihr Ziel sei es, Schäden an Nutztieren zu minimieren und die Interessen der Weidetierhalter stärker zu berücksichtigen. Sie betonte jedoch, dass ein nachhaltiges Nebeneinander von Nutztierhaltung und Wolf weiterhin oberste Priorität habe.

Informationskampagnen und öffentliche Debatten

Dass der Wolf nicht nur als Problem, sondern auch als faszinierendes Wildtier betrachtet wird, zeigte sich jüngst in der Wanderausstellung „Die Rückkehr des Wolfs – eine Erfolgsgeschichte mit Konfliktpotenzial“. Diese war im Dezember 2024 unter anderem in Prieros und Storkow zu sehen. Begleitend dazu gab es Theatervorstellungen von „Fräulein Brehms Tierleben“, die sowohl wissenschaftlich fundiert als auch unterhaltsam das Thema beleuchteten. Besonders die Schülerinnen und Schüler der Naturparkschulen sowie Senioren der Diakonie Prieros profitierten von den anschaulichen Erklärungen zur Biologie und dem Verhalten des Wolfes.

Ein Höhepunkt war der Vortrag des Wolfsbeauftragten André Pfeiffer. Er informierte über das Vorkommen der Tiere, ihre Lebensweise und mögliche Strategien zur Konfliktbewältigung. Ziel sei es, sachlich über das Wildtier aufzuklären und Vorurteile abzubauen. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Dahme-Spreewald organisiert und stieß auf großes Interesse.

Zahlen, Fakten und Konsequenzen

Aktuell gibt es in Brandenburg 68 bestätigte Wolfsterritorien, darunter 58 Rudel. Jedes dieser Rudel beansprucht ein Revier von durchschnittlich 200 Quadratkilometern. Die Hauptnahrung der Tiere besteht aus Wild, doch auch Nutztiere werden regelmäßig gerissen. Daher ist ein effektiver Herdenschutz essenziell. Wölfe lernen schnell und suchen gezielt nach leichter Beute, weshalb Schutzmaßnahmen konstant weiterentwickelt werden müssen.

Während einige europäische Länder versuchen, die Wolfsproblematik durch Abschussquoten zu lösen, zeigen Studien, dass dies nicht zwingend zu weniger Nutztierrissen führt. Entscheidend ist vielmehr die Art der Tierhaltung. Zudem haben Wölfe gelernt, sich an den Menschen und dessen Infrastruktur anzupassen, was Begegnungen wahrscheinlicher macht. Daher ist es wichtig, Verhaltensregeln zu kommunizieren, um Konflikte zu vermeiden.

Wie begegnet man einem Wolf?

Für Spaziergänger, Pilzsammler oder spielende Kinder besteht grundsätzlich keine Gefahr durch Wölfe. Es gilt jedoch, einige Grundregeln zu beachten:

Abstand halten und nicht auf das Tier zugehen

Ruhig bleiben und durch Rufen oder Klatschen auf sich aufmerksam machen

Hunde stets angeleint führen, da Wölfe sie als Konkurrenten betrachten könnten

Keine Fütterung von Wölfen oder das Zugänglichmachen von Abfällen

Fazit: Die Balance finden

Die Rückkehr des Wolfs stellt den Landkreis Dahme-Spreewald vor Herausforderungen, die nur mit einem ausgewogenen Wolfsmanagement bewältigt werden können. Die Forderungen der Landkreise zeigen, dass praktikable Lösungen notwendig sind, um Nutztierhaltung und Artenschutz in Einklang zu bringen. Gleichzeitig leisten Informationsveranstaltungen wie in Prieros und Storkow einen wichtigen Beitrag zur sachlichen Debatte. Entscheidend wird sein, wie schnell die Landesregierung auf die Forderungen reagiert und welche Maßnahmen ergriffen werden, um betroffene Weidetierhalter effektiv zu unterstützen.

Bilder

Ein Wolf im Wald. Foto: (Carsten Preuß/Naturpark Dahme-Heideseen)
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