Logo

Pauschalabschuss ist keine Lösung: Debatte um den Wolfbestand auch im Landkreis Dahme-Spreewald

Regionales
  • Erstellt: 21.03.2025 / 15:00 Uhr von EB
Die Brandenburger Landesregierung plant eine Quotenjagd auf Wölfe – ein Vorhaben, das von Naturschutzverbänden heftig kritisiert wird. Auch im Landkreis Dahme-Spreewald, wo die Population der Raubtiere in den vergangenen Jahren gewachsen ist, sorgt die Diskussion für Kontroversen. BUND und NABU Brandenburg fordern statt pauschaler Abschussquoten einen besseren Herdenschutz und ein nachhaltiges Wolfsmanagement.

Wissenschaft ignoriert? Kritik an der geplanten Quotenjagd

Mit einer Bundesratsinitiative will Brandenburg den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen und eine Bestandsregulierung über Abschussquoten einführen. Doch wissenschaftliche Erkenntnisse sprechen gegen dieses Vorgehen. Eine unkontrollierte Dezimierung könnte das Rudelverhalten der Tiere destabilisieren und sogar zu höheren Nutztierrissen führen, weil verwaiste Jungtiere auf einfache Beute angewiesen sind.

Björn Ellner, Vorsitzender des NABU Brandenburg, stellt klar: „Die Landesregierung ignoriert aktuelle Forschungsergebnisse. Wirksamer Herdenschutz ist der beste Schutz für Weidetiere. Die Zahl der Wolfsrisse ist zuletzt sogar gesunken. Eine Quotenjagd ist überflüssig und gefährdet den Artenschutz.“

Auch Thomas Volpers, stellvertretender Landesvorsitzender des BUND Brandenburg, warnt vor den Folgen: „Schon eine leicht erhöhte Sterberate könnte die Wolfspopulation langfristig zurückdrängen. Dabei hat der Wolf eine wichtige Funktion im Ökosystem: Er reguliert Wildbestände, reduziert Verbissschäden an jungen Bäumen und unterstützt so den natürlichen Waldumbau.“

Wolfsrisse im Landkreis Dahme-Spreewald: Zahlen sprechen gegen eine Quotenjagd

Die Landesregierung argumentiert, dass steigende Wolfsrisse eine Regulierung notwendig machten. Doch die Zahlen des Landesamtes für Umwelt (LfU) zeigen ein anderes Bild: Die Anzahl der Nutztierrisse im Land Brandenburg ist 2024 zurückgegangen. Besonders deutlich wird dies im Landkreis Dahme-Spreewald, wo die Mehrheit der Vorfälle auf schlecht oder gar nicht geschützte Herden zurückzuführen ist.

Laut den Naturschutzverbänden sind gezielte Schutzmaßnahmen deutlich effektiver als eine generelle Bejagung. „Dort, wo Weidetierhalter:innen konsequent Herdenschutzzäune und Hunde einsetzen, sind Wolfsrisse bereits zurückgegangen. Die Quotenjagd würde nichts daran ändern, dass guter Schutz unverzichtbar bleibt“, erklärt Björn Ellner.

Naturschutzverbände fordern faktenbasiertes Wolfsmanagement

In einem offenen Brief an Ministerpräsident Dietmar Woidke und Agrarministerin Ursula Nonnemacher fordern NABU und BUND eine wissenschaftlich fundierte Strategie. Ein zentraler Punkt ist die finanzielle Förderung von Schutzmaßnahmen.

„Wir brauchen mehr Unterstützung für Weidetierhalter:innen: staatlich finanzierte Herdenschutzzäune, eine klare Entschädigungsregelung und Schulungen zur Konfliktvermeidung. Nur so können Mensch und Wolf langfristig koexistieren“, so Thomas Volpers.

Die Verbände sprechen sich auch für ein gezieltes Wolfsmanagement aus, das in begründeten Fällen Einzelabschüsse ermöglicht. Die vorgeschlagene Quotenjagd sei jedoch „nicht mehr als populistische Symbolpolitik“, die am eigentlichen Problem vorbeigehe.

Fazit: Artenschutz und Landwirtschaft in Einklang bringen

Im Landkreis Dahme-Spreewald hat sich der Wolf als fester Bestandteil der Natur etabliert. Sein Bestand wächst langsam, aber stabil – eine natürliche Entwicklung, die mit sinnvollen Maßnahmen begleitet werden muss. Ein verantwortungsvolles Wolfsmanagement muss auf Fakten basieren, nicht auf Angst oder politischen Schnellschüssen.

Naturschutz- und Weidetierhalterverbände stehen bereit, um mit der Politik an praktikablen Lösungen zu arbeiten. Die Landesregierung ist nun gefordert, wissenschaftliche Erkenntnisse nicht zu ignorieren, sondern sie zum Wohl aller Beteiligten zu nutzen.

Bilder

Ein Wolf. Foto: NABU / Heiko Anders
Dieser Artikel wurde bereits 316 mal aufgerufen.

Werbung