Europa beginnt nicht in Brüssel – sondern in Blossin. Im Jugendbildungszentrum am Ufer des Wolziger Sees trafen sich Ende April 19 Mädchen aus Deutschland, Polen und Frankreich, um über die großen Fragen unserer Zeit zu diskutieren: Gleichstellung, Frauen in der Politik und die Gestaltung eines gemeinsamen Europas.

Der Titel des Projekts „Girls without Borders“ war dabei mehr als ein Name – er war ein Programm.

Dritte Runde eines erfolgreichen Formats

Zum dritten Mal seit 2022 versammelte das internationale Jugendprojekt Teilnehmerinnen im Alter von 12 bis 17 Jahren. Ziel: Grenzen überwinden – im Kopf wie auf der Landkarte. Organisiert im Rahmen der Partnerschaft zwischen dem Landkreis Dahme-Spreewald und dem polnischen Landkreis Wolsztyn, bot die Begegnung eine einmalige Gelegenheit für junge Menschen, sich persönlich kennenzulernen und politisch weiterzuentwickeln.

Politik spielerisch erleben

Einer der Höhepunkte der Woche war die interaktive Verfassungswerkstatt: Gemeinsam mit Kommunalpolitikerinnen entwickelten die Jugendlichen die Grundordnung eines fiktiven Staates. Demokratische Prinzipien, Bürgerrechte und gemeinsame Werte mussten erarbeitet, abgestimmt und in eine Verfassung gegossen werden – ein spielerischer, aber tiefgründiger Zugang zu politischen Prozessen und Mitbestimmung.

Unterstützt wurden sie dabei von Monika von der Lippe, der ehemaligen Landesgleichstellungsbeauftragten, sowie Kommunalpolitikerinnen aus Dahme-Spreewald und Wolsztyn. Die Politikerinnen berichteten offen von ihrem Alltag, Herausforderungen und Erfolgen – und machten Mut, selbst Verantwortung zu übernehmen.

Besuch im Landtag und klare Botschaften

Auch ein Besuch im Brandenburger Landtag stand auf dem Programm. Eingeladen von der Abgeordneten Nadine Graßmel, erlebten die Mädchen parlamentarische Abläufe hautnah und tauschten sich über aktuelle politische Themen aus. Dabei wurde deutlich: Politik braucht junge Stimmen – und mehr weibliche Perspektiven.

Starke Worte für ein starkes Europa

Landrat Sven Herzberger betonte die Bedeutung solcher Projekte für den europäischen Gedanken: „‚Girls without Borders‘ zeigt, wie junge Menschen über Grenzen hinweg zusammenwachsen. Diese Begegnungen machen Europa greifbar – und erlebbar.“

Auch Dieter Hackmann, Vorsitzender des Vereins Weimarer Dreieck e.V., hob hervor, wie wichtig solche Initiativen für die europäische Verständigung sind: „Wenn junge Menschen aus Frankreich, Polen und Deutschland zusammenfinden, dann lebt Europa. Genau dieses Engagement hält unser Miteinander lebendig.“

Ein Vierteljahrhundert gelebte Partnerschaft

2025 ist für den Landkreis Dahme-Spreewald ein besonderes Jahr: Die Kreispartnerschaft mit Wolsztyn wird 25 Jahre alt. Was einst als politisches Zeichen begann, ist heute eine lebendige Verbindung – getragen von Projekten wie „Girls without Borders“, die Kommunalpartnerschaften mit Leben füllen.

Mit über 50 Teilnehmerinnen seit Projektstart und einer klaren Orientierung an der Europäischen Charta für Gleichstellung von Frauen und Männern, setzt „Girls without Borders“ Maßstäbe. Gefördert vom Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW), ist das Projekt nicht nur politisch klug, sondern auch menschlich bewegend.

Fazit: Europa wächst in Blossin

„Girls without Borders“ zeigt, wie junge Menschen gemeinsam Zukunft gestalten – mit Neugier, Empathie und politischem Bewusstsein. In Blossin wird Europa nicht erklärt, sondern erlebt. Und das ist vielleicht die wichtigste Botschaft in Zeiten wie diesen.