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Halbe: Würde statt Vergessen – Kriegstote finden letzte Ruhe

Regionales
  • Erstellt: 01.05.2025 / 16:00 Uhr von PS
In stiller Würde, aber mit deutlicher Botschaft: Auf dem Waldfriedhof in Halbe wurden erneut sterbliche Überreste von 100 deutschen Kriegstoten beigesetzt – Menschen, die bislang namenlos und vergessen im Erdreich ruhten.

Ministerpräsident Dietmar Woidke nahm an der bewegenden Zeremonie teil – und fand klare Worte über Erinnerung, Verantwortung und die Gefahren neuer Ideologien.

„Dem Vergessen entrissen“

Die Ruhestätten in Halbe sind Zeugen einer der letzten großen Schlachten des Zweiten Weltkriegs. Noch immer, Jahrzehnte nach dem Ende des Krieges, werden menschliche Überreste gefunden – Zeugnisse des Grauens der sogenannten Kesselschlacht von Halbe im April 1945, bei der etwa 60.000 Menschen starben – Soldaten und Zivilisten.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge sichert diese Funde, dokumentiert sie, bemüht sich um Identifikation – und ermöglicht es, dass diese Toten eine würdevolle letzte Ruhestätte erhalten. Angehörige bekommen dadurch einen Ort zum Trauern. „Zahlreiche Tote werden so dem Vergessen entrissen“, sagte Woidke. „Ihr Schicksal mahnt uns.“

Gedenken heißt handeln

Woidke erinnerte daran, dass Erinnerungsarbeit nicht in der Vergangenheit stehen bleiben darf: „Aus dem Leid der Einzelnen lernen wir, was Krieg den Menschen antut. Inferno, Tod, Verwüstung, Verzweiflung – das darf nie wieder sein.“ Gedenken sei nicht nur ein Akt des Innehaltens, sondern auch ein Aufruf: Nie wieder Krieg. Nie wieder Menschenverachtung.

Klares Nein zu rechter Instrumentalisierung

In seiner Ansprache verurteilte der Ministerpräsident auch die wiederholten Versuche, den Ort für rechtsextreme Zwecke zu missbrauchen. So versuchten Gruppierungen in der Vergangenheit, den Waldfriedhof ideologisch zu vereinnahmen – zuletzt im vergangenen Jahr. Doch Halbe sei kein Ort des Heldengedenkens, sondern ein Ort des stillen Erinnerns und Mahnens, so Woidke. „Unsere Zivilgesellschaft lässt das nicht zu. Wir stellen uns dem entgegen – damals wie heute.“

Die Menschen vor Ort haben gezeigt, wie gelebte Demokratie aussieht: In den 2000er-Jahren stellten sich Tausende Bürgerinnen und Bürger friedlich und entschlossen gegen rechtsextreme Aufmärsche in Halbe. Ein Symbol für die Kraft des zivilgesellschaftlichen Engagements – und für eine Haltung, die auch in Zukunft gefragt ist.

Ein Ort mit Geschichte – und Verantwortung

Über 26.000 Tote ruhen heute in Halbe. Jeder von ihnen steht für ein zerstörtes Leben, eine Geschichte, die gewaltsam endete. Doch mit jeder Beisetzung, mit jeder Erinnerung, wird deutlich: Es geht nicht nur um Vergangenheit. Es geht um die Verpflichtung der Gegenwart, damit sich Geschichte nicht wiederholt.

Bilder

Ministerpräsident Dietmar Woidke nahm an der bewegenden Zeremonie teil – und fand klare Worte über Erinnerung, Verantwortung und die Gefahren neuer Ideologien. Foto: Land Brandenburg (Foto: picture alliance)
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