Rund 100 Menschen versammelten sich zu einem besonderen Anlass: Gemeinsam gedachten sie der Befreiung des KZ-Außenlagers in Königs Wusterhausen vor 80 Jahren. Jugendliche, Stadtverordnete, Einwohnerinnen und Einwohner sowie Gäste aus der Region folgten der Einladung von Bürgermeisterin Michaela Wiezorek – an jenen Ort, an dem sich einst ein Ort des Schreckens befand.
Das ehemalige Lagergelände, heute überbaut, lag nahe des Bahnhofs, zwischen der Storkower Straße und dem heutigen Fliederweg. Dort waren ab September 1944 Menschen eingesperrt – Männer, Frauen und Kinder, die unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und Zwangsarbeit leisten mussten. Am 26. April 1945 befreite die Rote Armee das Lager. Was blieb, sind Erinnerungen, Geschichten – und die Pflicht, nicht zu vergessen.
Worte, die wachrütteln
Bürgermeisterin Michaela Wiezorek fand in ihrer Rede klare Worte: „Wir sind nicht verantwortlich für das, was war – aber wir tragen Verantwortung für unser Handeln im Heute.“ Sie mahnte davor, Gleichgültigkeit und Ausgrenzung Raum zu geben. Lüge, Hass und Spaltung seien Nährböden für das Wiedererstarken menschenverachtender Ideologien. Auch Arkadij Schwarz, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, rief zur Wachsamkeit auf: „Wer die Geschichte nicht kennt, hat keine Zukunft.“ Der Stadtjugendring unter Leitung von Thomas Thiele bringt diese Verantwortung seit Jahren in die Bildungsarbeit ein. Die Geschichte des Außenlagers ist fester Bestandteil seiner Projekte mit jungen Menschen.
Blumen, Biografien und stille Gänsehautmomente
Jugendliche und Stadtverordnete legten Blumen und Kränze an den Gedenktafeln nieder – ein stiller, aber eindrücklicher Akt der Verbundenheit. Zwei junge Menschen aus Königs Wusterhausen stellten die Biografien von Richard Fagot und Jurek Szarf vor – Überlebenden und Zeugen der Gräueltaten.
Musikalisch begleitet wurde die Zeremonie von Violinistin Rebekka Kranich, deren Spiel der Veranstaltung einen würdevollen Rahmen verlieh. Eine kleine Ausstellung, gestaltet von Schülerinnen und Schülern des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums, zeigte ein Modell des Lagers – ergänzt durch erläuternde Texte zu dessen Geschichte und den Schicksalen der Häftlinge.
Eine Frau, die Erinnerung bewahrte
Besonders gewürdigt wurde Irmtraud Carl, die im Januar im Alter von 82 Jahren verstarb. Über Jahrzehnte hinweg hatte sie mit großem Engagement über das Schicksal jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger in Königs Wusterhausen geforscht. Gemeinsam mit dem Verein Kulturlandschaften Dahme-Spreewald e. V. trug sie zahlreiche Fakten zusammen, hielt engen Kontakt zu Zeitzeugen wie Richard Fagot – und war bei keiner Gedenkveranstaltung am Tag der Befreiung je abwesend. Ihr Wirken bleibt unvergessen.
Auf dem Boden der Geschichte
Dass die Gedenkfeier direkt auf dem Gelände des ehemaligen Lagers stattfinden konnte, ist auch Geschäftsführer René Schumann zu verdanken. Er stellte das Gelände seiner Firma craftmax zur Verfügung, die heute dort ansässig ist. Damit wurde ein Ort der Vergangenheit für einen Tag wieder zum Ort der Mahnung. Mit der Aktion „re<
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