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Ein Stück Zeesener Luftfahrtgeschichte: Das letzte LVG B.II Schulungsflugzeug im Muzeum Lotnictwa Polskiego in Krakau

Stadtgeschehen
  • Erstellt: 10.05.2024 / 11:00 Uhr von PS
In den Hallen des Muzeum Lotnictwa Polskiego in Krakau befindet sich ein bemerkenswertes Stück der deutschen Luftfahrtgeschichte, das die Herzen von Historikern und Technikbegeisterten höherschlagen lässt. Es handelt sich um das einzige noch existierende Exemplar des Schulungsflugzeugs LVG B.II aus der Produktion der Schütte-Lanz Werke in Zeesen.

Dieses historische Flugzeug, das jetzt in Fragmenten erhalten ist, ist nicht nur ein technisches, sondern auch ein emotionales Denkmal.

Die Geschichte der LVG B.II in Zeesen

Die Luftschiffbau Schütte-Lanz, ursprünglich bekannt für ihre Innovationen im Luftschiffbau und ernstzunehmender Konkurrent der Zeppelin-Werke, erweiterte im Ersten Weltkrieg ihre Expertise auf den Flugzeugbau. Am 1. August 1917 erhielt das Unternehmen den Auftrag zur Lizenzfertigung des LVG B.II, einem Aufklärungsflugzeug, das bald als Schulungsflugzeug adaptiert wurde. Dieses Modell war ursprünglich von der Luft-Verkehrs-Gesellschaft AG entwickelt worden und erwies sich dank seiner robusten Konstruktion und den leistungsfähigen Mercedes-Motoren als ideal für die Ausbildung von Fliegertruppen.

Im November 1917 bestand das erste von Schütte-Lanz hergestellte Exemplar die Typprüfung, und die Serienproduktion startete im Februar 1918. Trotz der Schwierigkeiten der Kriegszeit und der Herausforderungen bei der Materialbeschaffung gelang es den Werken, zwei Flugzeuge pro Tag zu fertigen – eine beeindruckende Leistung für die damalige Zeit.

Ein letztes Überbleibsel

Das in Krakau ausgestellte Flugzeug ist von historischer Bedeutung, da es das einzige noch existierende Flugzeug dieser Art aus der Produktion von Schütte-Lanz ist und somit ein seltenes Zeugnis der industriellen Leistung Zeesens darstellt. Denny Hafemann, ein Historiker aus Königs Wusterhausen, der jahrelang zu Schütte-Lanz recherchiert und das Buch „Hergestellt im Verborgenen“ verfasst hat, beschreibt das Gefühl, dieses Flugzeug persönlich zu sehen, als „ein Stück Heimatgeschichte“.

Schütte-Lanz: Ein Pionier der Technik

Neben Flugzeugen und Luftschiffen versuchte sich Schütte-Lanz auch in der Automobilproduktion und stellte zwischen 1922 und 1924 Automobile her, allerdings ohne den großen Erfolg ihrer Luftfahrzeuge zu replizieren. Die 1920er Jahre markierten das Ende der Ära Schütte-Lanz, bedingt durch die strengen Auflagen des Versailler Vertrages und wirtschaftliche Schwierigkeiten, die schließlich 1925 zur Auflösung des Unternehmens führten.

Heute erinnert der „Schütte-Lanz Gewerbepark“ am Standort des ehemaligen Werks in Zeesen an die vergangenen Tage der industriellen Aktivität. Die letzten Gebäude des Werks wurden im März 2013 abgerissen, doch das Erbe von Schütte-Lanz lebt in Krakau und durch die Arbeiten von Historikern wie Denny Hafemann weiter.

Weiterführende Lektüre

Für Leser, die sich eingehender mit der Geschichte von Schütte-Lanz und der Rolle Zeesens in der Luftfahrtgeschichte befassen möchten, ist Hafemanns Buch „Hergestellt im Verborgenen“ eine unverzichtbare Ressource. Es behandelt detailliert die industriellen Aktivitäten in Zeesen und stellt eine umfassende Chronik dar, die sowohl Fachleute als auch Laien anspricht.

Die Ausstellung in Krakau bietet somit nicht nur eine Reise in die Vergangenheit der Luftfahrt, sondern auch einen tiefen Einblick in die lokale Geschichte eines kleinen Ortes in Deutschland, der einst im Zentrum großer technologischer Fortschritte stand.

Die Bezeichnung "LVG B.II" bezieht sich auf ein spezifisches Modell eines deutschen Flugzeugs aus der Zeit des Ersten Weltkriegs. Die Buchstaben und Zahlen stehen für Folgendes:

LVG: Dies ist das Kürzel für die „Luft-Verkehrs-Gesellschaft“, ein deutsches Unternehmen, das Flugzeuge herstellte. Das Unternehmen war in Johannisthal, einem Stadtteil von Berlin, ansässig und wurde 1912 gegründet.

B.II: Diese Klassifizierung bezieht sich auf den spezifischen Typ des Flugzeugs im Rahmen der damaligen deutschen Militärflugzeugkategorisierung. Der Buchstabe „B“ stand ursprünglich für „B-Zug" oder „Biplace“, was darauf hinweist, dass es sich um ein zweisitziges Flugzeug handelte, das meist für Aufklärungszwecke genutzt wurde. Die römische Ziffer „II“ zeigt an, dass es sich um die zweite Version oder Ausführung dieses spezifischen Modells handelt.

Das LVG B.II war ursprünglich als Aufklärungsflugzeug konzipiert, fand jedoch aufgrund seiner stabilen Flugeigenschaften und der einfachen Handhabung schnell Verwendung als Schulungsflugzeug. Es war mit einem Mercedes-Motor ausgestattet und für seine Zeit relativ fortschrittlich in Bezug auf Design und Technologie.

Bilder

Autor Denny Hafemann vor dem einzigen noch existierende Exemplar des Schulungsflugzeugs LVG B.II aus der Produktion der Schütte-Lanz Werke in Zeesen.
Die Produktion in Zeesen.
Schulungsflugzeugs LVG B.II. Alle Fotos: Denny Hafemann
Die Aufnahme ist von 1917 und zeigt das Schütte-Lanz Werk in Zeesen.
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